Am 17. Mai 2019 hat Marianne Lusche das Waisenhaus Fowler in Kairo besucht. Im Folgenden berichtet sie über das von People in Motion e.V. unterstütze Projekt.
Vortrag von Marianne Lusche am 18. Juli 2019
Hier eine Zusammenfassung von unserem Besuch am 17. Mai 2019:
Derzeit wohnen im Waisenhaus:
Alter: Anzahl:
3-4 1
5-6 3
7 8
8 4
10 6
11 10
12 4
13 7
14 7
15 7
16 7
17 7
18 6 Mädchen
21 Mädchen gehen zur Universität, davon leben 5 im Waisenhaus, die anderen bei Verwandten.
2 Mädchen können aufgrund ihres guten Schulabschlusses (93 und 97%) eine Ausbildung als Krankenschwester machen (Unterricht in englisch und arabisch). Es gibt in Deutschland eine Universität, die ein Medizinstudium ermöglicht. Es dauert 5 Jahre und wird speziell für Nordafrika angeboten. Sister Mary hat davon erzählt bekommen, und ich versuche nun nähere Informationen zu bekommen. Die Teilnehmer müssen allerdings Deutsch sprechen. Vielleicht können wir die Kursgebühr übernehmen, aber das muss ich alles noch herausfinden wie z.B. macht das Goethe-Institut solch einen Kurs mit der erforderlichen Prüfung und wie hoch sind die Kosten.
17 der Mädchen sind katholisch, 6 evangelisch, die restlichen orthodox.
30 Mädchen gehen auf staatliche Schulen (kostenlos), die anderen auf französische Schulen (Schulgeld). Der Unterricht an den staatlichen Schulen ist schlecht und deshalb gibt es im Waisenhaus Nachhilfestunden. Die Vorbereitungsstunden für die Prüfungen an den staatlichen Schulen kosten extra und es lernen bis zu 100 Kinder in einer Gruppe. Deshalb holt die Schwester einen Lehrer ins Waisenhaus, der die Kinder in kleinen Gruppen von 6 Schülerinnen unterrichtet. Das kostet für 1,5 Stunden 300 Pfund (ca. 15 Euro).
Sister Mary arbeitet seit 20 Jahren im Waisenhaus. Eigentlich war sie nur für ein Jahr von ihrem Orden „ausgeliehen“.
Einmal im Jahr gibt es eine Geburtstagsfeier für alle. Dann gibt es Kuchen und Saft – was für eine Freude.
Im Sommer fährt Sister Mary - wenn finanziell möglich - mit den Mädchen für 3 Tage ans Meer, damit sie mal aus der schmutzigen Stadtluft herauskommen.
Alle zwei Wochen kommt eine Frau von einer staatlichen Behörde und überprüft die Situation im Waisenhaus. Finanzielle Hilfe bekommt das Waisenhaus vom Staat nicht mehr. Früher gab es 50% Nachlass auf Mehl und Reis. Beim letzten Besuch kritisierte die Dame, dass die Mädchen in Stockbetten schlafen, das wären ja zu viele in einem Zimmer. Außerdem sollten die älteren Mädchen 10 Pfund Taschengeld am Tag bekommen. Die Schwester sagte, dass sie das nicht kann. Es fehlt dafür an Platz und Geld. Diese Prüfung wird immer von derselben Dame gemacht und alle zwei Jahre gibt es eine große Prüfung durch einen unbekannten Mitarbeiter. Der Staat schreibt vor, hilft aber nicht. Das ist eine sehr schwierige Situation.
Bisher hat die Schwester immer vom Weihnachtsbasar der Deutschen Evangelischen Oberschule und vom Europabasar Spenden bekommen. Diese hat sie für die Zahlung der Schulgelder verwandt. Leider hat sie in diesem Jahr keine Zuwendung bekommen. Jeder kann sich also vorstellen, wie glücklich sie über die People in Motion-Spenden war.
Kahl, 10. Juni 2019
Marianne Lusche