Deutschunterricht während des Zeitraums 2002 bis 2008, ein Bericht von Edith Kohstall

Im Herbst 1998 lernte ich People in Motion kennen: Der Verein PiM stellte sein Projekt "Brunnenbau in Marokko" in der Edith-Stein-Staatl. Realschule vor.

Um die Weihnachtszeit 2002 plante die Vorsitzende des Vereins, Joanne Shehadeh, türkische Frauen in Deutsch unterrichten zu lassen und bat mich, den Unterricht zu übernehmen. Wir hatten weder einen Unterrichtsraum noch passende Geräte. So begann der Unterricht recht primitiv, aber mit Erfolg. Ich hielt wöchentlich 2 Kurse mit jeweils 90 Minuten ab, einen für Fortgeschrittene und einen für Anfänger. Als Klassenzimmer diente der Gebetsraum für Frauen in der Moschee in der Wolfgangstraße, der heutige sogenannten "Kulturspeicher". Als Tafel hatte Joanne Shehadeh eine Tischtennisplatte besorgt, die wir an die Wand stellten. Außerdem entlieh ich noch jedes Mal einen Tageslichtprojektor aus der Realschule, um über Folien Unterrichtsbeispiele an die Wand zu projizieren. Eine weiße Wand gab es ja in dem Raum, nur die Deckenbalken waren nicht gestrichen und reichten an den Stützpfeilern bis zu deren Mitte, so dass die noch nicht schulpflichtigen kleinen Söhne und Töchter der Kursteilnehmerinnen des Anfangskurses daran herumturnten, während die Mütter sich abmühten, Deutsch zu lernen.

Und als dann die neue Moschee in der Merkurstraße (2003/4) gebaut wurde, unterrichtete ich dort - sogar auch während der Bauphase türkische Frauen und spendete den Erlös - außer Materialkosten - an People in Motion zugunsten des Projekts Ecuador. Da es in dieser Zeit nur einen Aufenthaltsraum in der Moschee in der Merkurstraße gab, mussten die Frauen jedes Mal erst den Raum von Überbleibseln der vorabendlichen Veranstaltung der Männer aufräumen. Das war oft umständlich und zeitraubend. Und hier hatten wir als Unterrichtsmobiliar auch nur den Tageslichtprojektor und natürlich jeder Hefte und Bleistifte. Diese primitiven Voraussetzungen hinderten uns nicht am Lernspaß. Und diese primitiven Voraussetzungen blieben, bis der Rotary-Club den Unterricht sponserte und in die Haupt (heute Mittel-)schule verlegte. Jetzt waren die Voraussetzungen für einen normalen Unterricht gegeben, aber einige türkische Frauen kamen nicht mehr. Und ich erweiterte - mit Zustimmung des damaligen Rotary Club-Präsidenten die Teilnahmemöglichkeit auf alle Ausländer, egal welcher Staatsangehörigkeit; auch Männer waren willkommen.

Die Kursteilnehmer/innen kamen aus den Ländern China,Türkei, Iran, Ägypten, Chile, Brasilien, Argentinien, Kuba, Philippinen, Polen, Spanien. Der Erlös kam People in Motion zugute für das Projekt Ecuador.

Bis 2008 unterstützte der Rotary-Club das Projekt. Seitdem gebe ich nur noch Nachhilfe in Deutsch.

Etliche meiner ehemaligen Kursteilnehmer/innen treffen sich jedes Jahr zwei Mal bei mir: einmal um Weihnachten und einmal im Sommer. Es ist jedes Mal ein freudiges, interessantes Wiedersehen.

 

Edith Kohstall