Kenia ist in Aufruhr. Gerade sind die Demonstrationen der Generation Z vorüber. Junge Leute haben gegen die Finanzpolitik der Regierung protestiert, die ihnen ihre Zukunft raubt. In Kibera ist der Toi-Market abgebrannt und mit den kleinen Geschäften haben sich auch die Zukunftsaussichten vieler Marktfrauen dort in Rauch aufgelöst. Wohin man schaut – trübe Aussichten.

Ich treffe mich in Nairobi mit Erine Onyango. Sie kämpft seit vielen Jahren für Bildungschancen und eine bessere Zukunft für die Kinder in Kibera, dem größten Slum Ostafrikas. Erine kommt gerade vom Kenya Music Festival in Eldoret. Sie trainiert Kinder und Jugendliche aus Kibera in Musik und in modernen und traditionellen Tänzen, bietet ihnen eine sinnvolle Freizeitbeschäftigung an und fördert ihre Talente – und schafft so eine Alternative zum Leben auf der Straße. Mit ihren Schülern war sie beim Music Festival nicht nur vertreten, sondern auch recht erfolgreich. Beim traditionellen Dodo Dance – einem Tanz der Ethnie Luo – haben sie den zweiten Platz belegt.

Ich werde neugierig. Das würde ich gerne sehen. Erine lädt mich für den nächsten Morgen nach Kibera ein. Was mich dort erwartet, übertrifft meine kühnsten Erwartungen. Ich schlängele mich durch die engen Wege zwischen den Hütten und betrete durch eine schmale Holztür eine Art Schuppen, den Erine von der Kirche angemietet hat – das „Vereinszentrum“. Hier bekommen die Kinder aus dem Slum nicht nur zwei Mahlzeiten am Tag, sondern auch Hausaufgabenhilfe und eben auch Unterricht in Tanz und Musik.

Heute ist der Schuppen voll – alle sind sie gekommen, um mir eine persönliche Vorstellung zu geben. Zuerst tanzen die kleinen Mädchen und singen ein Lied über die Schule, danach führen die Größeren einen traditionellen Luo-Tanz auf, danach die Highschool Kids einen modernen Hip-Hop-Tanz. Die farbenfrohen Kostüme hat Erine alle selbst entworfen und Christine, die Lehrerin der Vorschulkinder, hat sie genäht. Da Erine kaum Mittel hat, muss bei vielem improvisiert werden. Am Ende gibt es noch eine Musikeinlage mit Oritu, einer Art Fidel mit nur einer Saite, und einem Metallring und Holzkasten als Klanginstrumente. Ich bin total geflashed von so viel positiver Energie. Diese Kinder leben im Slum, wo Gewalt an der Tagesordnung ist, kommen aus schwierigen Verhältnissen, leben weit unter dem, was wir uns als Existenzminimum vorstellen können, und dennoch tanzen sie hier selbstbewusst und mit einer Begeisterung, die ansteckend ist. Ich bin auf eine Schatzkiste voller Talente gestoßen.

Bevor ich gehe, appelliert einer der Schüler an mich, sie würden gerne noch weitere Musikinstrumente lernen, auch klassische wie Gitarre, Geige, Trompete und Schlagzeug. Ob ich sie nicht dabei unterstützen könnte. Das will ich gerne tun und hier in Deutschland Spenden dafür sammeln. Gibt es denn eine sinnvollere Alternative, die Kinder aus dem Slum von der Straße zu holen, als ihre Talente zu fördern und ihnen so eine bessere Welt zu schaffen?

Reisebericht von Vorstandsmitglied Susanne Rus

Spenden bitte mit Verwendungszweck "Kibera" auf das Vereinskonto DE22 7955 0000 0000 0302 70. Vielen Dank!